Lebensbedingungen in Unterfranken
Im Interview mit der Main-Post behauptete Horst Seehofer, die lebensbedingungen in Unterfranken seien besser als im gesamten Freistaat. Stimmt das? http://www.mainpost.de/regional/franken/Seehofer-Sorgenfreie-Zone-Unterfranken;art1727,7612179
aklein ist dagegen
Klar ist: Die Beurteilung der Lebensbedingungen und der Lebensqualität ist nicht einfach, da viele subjektive und individuelle Einflüsse bei deren Beurteilung eine Rolle spielen. Dennoch gibt es einige objektiv erfassbare Faktoren, die zur Überprüfung von Seehofers Aussage herangezogen werden können.
Die Beschäftigungssituation beispielsweise. Die Arbeitslosenquote betrug im Juli 2013 in Unterfranken 3,5 Prozent. Damit liegt sie knapp unter dem bayernweiten Schnitt von 3,6 Prozent und deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt von 6,8 Prozent. Es gibt jedoch bayernweit auch Gebiete, in denen die Arbeitslosenzahl deutlich geringer ist als in Unterfranken. Der Regierungsbezirk Niederbayern ist einer von ihnen. Dort beträgt die Arbeitslosenquote 3,0 Prozent.
Auch weitere wirtschaftliche Faktoren wie das Einkommen pro Kopf oder das unterfränkische Bruttoinlandsprodukt belegen: Schlecht geht es den Franken nicht, doch es gibt Regionen in Bayern, da geht es den Menschen noch besser. So betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf laut Angaben des Landesamts für Statistik von 2011 in Unterfranken bei 32 252 Euro pro Einwohner. Damit liegt Unterfranken auf einem der hinteren Ränge. Spitzenreiter ist Oberbayern mit 43 394 Euro pro Kopf. Der bayernweite Durchschnitt liegt bei 36 317 Euro je Einwohner.
Die statistische Erfassung des verfügbaren Einkommens je Einwohner – der aktuellste Bericht stammt laut dem Statistischen Landesamt aus dem Jahr 2009 – belegt ebenfalls, dass Unterfranken nicht besser dasteht als andere Gebiete im Freistaat. Die Region liegt hier mit 18 828 Euro auf dem drittletzten Rang. In Oberbayern hingegen beläuft sich das verfügbaren Einkommen pro Einwohner auf 22 047 Euro. 20 111 Euro je Einwohner sind es für Bayern insgesamt. In diesen beiden Fällen zeigt sich: Seehofer hatte Unrecht.
Auch die medizinische Versorgung ist ein objektiv messbarer Faktor, der die Qualität der Lebensbedingungen zeigt. Betrachtet man beispielsweise die Anzahl der Einwohner je ambulant tätigem Arzt zeigt sich, dass Unterfranken auch hier keine herausragende Stellung hat. So kommen in der Region 585,7 Bewohner auf einen Arzt. Abermals ist hier Oberbayern Spitzenreiter mit 423 Einwohner je Arzt. Für Bayern beläuft sich die Verteilung auf 505 Einwohner pro Arzt.
Zuletzt noch ein Blick auf die regionale Kriminalstatistik. Denn auch die ist ein objektiv messbarer Faktor, der sich auf die Lebenszufriedenheit der Menschen auswirkt. In diesem Bereich kann Unterfranken punkten. Das zeigt die Sicherheitsbilanz der Polizei für den Regierungsbezirk Unterfranken. Demnach ist die Zahl der Straftaten um 3,1 Prozent von 57 269 (2011) auf 55 502 (2012) zurückgegangen. Zugleich konnten im gleichen Zeitraum 67,4 Prozent der Fälle aufgeklärt werden, Tendenz steigend.
Zugegeben, dies sind nur einige ausgewählte Aspekte, die Auskunft über die Lebensbedingungen in der Region geben. Dennoch wird hieran eines deutlich. Den Franken geht es gut. Doch die Behauptung Seehofers, dass die Lebensbedingungen in Unterfranken besser sind als im gesamten Freistaat ist nicht richtig. Obgleich Unterfranken in einigen Bereichen sehr gut dasteht, gibt es Bereiche, in denen andere Regionen Bayerns besser als Unterfranken punkten.